„Ich bin nicht tot, nach der Nachtschicht muss man mittags schlafen“, rufe ich und donnere von innen gegen den Sarg.
Der Trauerchor wird lauter.
Ich schaue an mir herunter und stelle fest, dass ich einen Schlafanzug trage. Um den Chor zu übertönen, verbrülle ich einen Großteil meines spärlichen Sauerstoffvorrats:
„Einschusslöcher im Kopf, ein Schnitt durch die Kehle, Treckerreifenabdrücke auf dem Körper. Das sind Indizien für den Tod. Ein Schlafanzug ist ein Indiz für Schlaf! Das kann doch nicht so schwer sein.“
Der Trauerchor wird lauter.
Angesichts meiner etwas unerfreulichen Situation beschließe ich, über mein Leben nachzudenken. Ich denke an unpopuläre Entscheidungen, denke daran, dass ich es genoss, ein Außenseiter zu sein. So ein richtiger Outlaw eben. Mit allem Drum und Dran: Pornos, Pizzaservice undundund.
Na ja und wenn man so abschließend vor sich hindenkt, dann beginnt man eben auch zu zweifeln. Denn wenigstens in den letzten Augenblicken seines Lebens sollte man sich all die unangenehmen Fragen stellen, die man sich vorher nicht zu stellen vermochte, weil man ahnte, dass die Antworten unbequem sein würden. Eine kleine Auswahl:
Sind Schlafanzüge kompostierbar?
Sind Klettverschlussschuhe wirklich Rock `n‘ Roll?
Ist ein Outlaw nicht doch nur ein Loser aus der Sicht des Losers?
Mein Gedankenstrom wird von einer Kinderstimme unterbrochen:
Kinderstimme: „Hey du da drin, kannst du mich hören?“
Ich: „Ja, hol mich hier raus.“
Kinderstimme: „Nur, wenn du mir sofort ein Himbeereis gibst.“
Ich: „Ein Himbeereis?“
Kinderstimme: „Ja, Himbeereis.“
Ich: „Geht auch Stracciatella?“
Kinderstimme: „Es gab schon bessere Momente, witzig zu sein.“
„Verdammte antiautoritäre Erziehung“, denke ich und schmeiße mich mit aller Kraft gegen die Seitenwand des Sarges.
Der Trauerchor wird lauter.
Nach einigen weiteren Remplern beginnt das Holz nachzugeben. Es ist sehr billiges Holz. Durch einen kleinen Spalt fällt ein Sonnenstrahl auf meinen Schlafanzug und erinnert mich daran, wie schön das Leben ist. Dies ist ein Moment, über den man eigentlich nur eines sagen kann:
Die verdammte große Schwester der Mutter des memento mori!
Mit einem Tritt löse ich ein Brett aus dem Sarg und mein rechter Fuß baumelt in Freiheit. Irgendwie muss ich an meine Zeit als Seifenkistenarchitekt denken. Warum hat man die besten Ideen eigentlich immer erst dann, wenn es zu spät ist?
Aus allen Ecken höre ich ungeduldiges Murren:
„Es wird Zeit, den Kerl unter die Erde zu bringen, um 18 Uhr ist E-Jugend-Training.“
Wir essen zeitig.“
„Der Kaufland macht gleich dicht.“
„Mit dieser Trödelei kannste keen Kriech gewinnen.“
„Ja, watt iss denn jetzt?“
Ich spüre, wie der Sarg angehoben und dann langsam in eine Grube hinabgelassen wird. Ein Paradies für einen Fahrstuhlphobiker. Mein in Freiheit baumelnder rechter Fuß verkantet sich an der Grubenwand und zieht eine astreine Furche.
Der Trauerchor wird leiser.
Kaum unten angekommen, plumpst die erste Erde auf den Sarg. Es geht sehr schnell. Offensichtlich hat das ganze Dorf eine eigene Schaufel mitgebracht.
Der Trauerchor wird leiser.
Das letzte, was ich höre, bevor es düster wird:
„Tja, schade dass er nicht in den Schützenverein eintreten wollte."
Der Trauerchor verstummt.
Der Trauerchor wird lauter.
Ich schaue an mir herunter und stelle fest, dass ich einen Schlafanzug trage. Um den Chor zu übertönen, verbrülle ich einen Großteil meines spärlichen Sauerstoffvorrats:
„Einschusslöcher im Kopf, ein Schnitt durch die Kehle, Treckerreifenabdrücke auf dem Körper. Das sind Indizien für den Tod. Ein Schlafanzug ist ein Indiz für Schlaf! Das kann doch nicht so schwer sein.“
Der Trauerchor wird lauter.
Angesichts meiner etwas unerfreulichen Situation beschließe ich, über mein Leben nachzudenken. Ich denke an unpopuläre Entscheidungen, denke daran, dass ich es genoss, ein Außenseiter zu sein. So ein richtiger Outlaw eben. Mit allem Drum und Dran: Pornos, Pizzaservice undundund.
Na ja und wenn man so abschließend vor sich hindenkt, dann beginnt man eben auch zu zweifeln. Denn wenigstens in den letzten Augenblicken seines Lebens sollte man sich all die unangenehmen Fragen stellen, die man sich vorher nicht zu stellen vermochte, weil man ahnte, dass die Antworten unbequem sein würden. Eine kleine Auswahl:
Sind Schlafanzüge kompostierbar?
Sind Klettverschlussschuhe wirklich Rock `n‘ Roll?
Ist ein Outlaw nicht doch nur ein Loser aus der Sicht des Losers?
Mein Gedankenstrom wird von einer Kinderstimme unterbrochen:
Kinderstimme: „Hey du da drin, kannst du mich hören?“
Ich: „Ja, hol mich hier raus.“
Kinderstimme: „Nur, wenn du mir sofort ein Himbeereis gibst.“
Ich: „Ein Himbeereis?“
Kinderstimme: „Ja, Himbeereis.“
Ich: „Geht auch Stracciatella?“
Kinderstimme: „Es gab schon bessere Momente, witzig zu sein.“
„Verdammte antiautoritäre Erziehung“, denke ich und schmeiße mich mit aller Kraft gegen die Seitenwand des Sarges.
Der Trauerchor wird lauter.
Nach einigen weiteren Remplern beginnt das Holz nachzugeben. Es ist sehr billiges Holz. Durch einen kleinen Spalt fällt ein Sonnenstrahl auf meinen Schlafanzug und erinnert mich daran, wie schön das Leben ist. Dies ist ein Moment, über den man eigentlich nur eines sagen kann:
Die verdammte große Schwester der Mutter des memento mori!
Mit einem Tritt löse ich ein Brett aus dem Sarg und mein rechter Fuß baumelt in Freiheit. Irgendwie muss ich an meine Zeit als Seifenkistenarchitekt denken. Warum hat man die besten Ideen eigentlich immer erst dann, wenn es zu spät ist?
Aus allen Ecken höre ich ungeduldiges Murren:
„Es wird Zeit, den Kerl unter die Erde zu bringen, um 18 Uhr ist E-Jugend-Training.“
Wir essen zeitig.“
„Der Kaufland macht gleich dicht.“
„Mit dieser Trödelei kannste keen Kriech gewinnen.“
„Ja, watt iss denn jetzt?“
Ich spüre, wie der Sarg angehoben und dann langsam in eine Grube hinabgelassen wird. Ein Paradies für einen Fahrstuhlphobiker. Mein in Freiheit baumelnder rechter Fuß verkantet sich an der Grubenwand und zieht eine astreine Furche.
Der Trauerchor wird leiser.
Kaum unten angekommen, plumpst die erste Erde auf den Sarg. Es geht sehr schnell. Offensichtlich hat das ganze Dorf eine eigene Schaufel mitgebracht.
Der Trauerchor wird leiser.
Das letzte, was ich höre, bevor es düster wird:
„Tja, schade dass er nicht in den Schützenverein eintreten wollte."
Der Trauerchor verstummt.
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