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Es werden Posts vom 2014 angezeigt.

Paderborn - Schöne neue Welt

Was es bis vor kurzem bedeutete, in Paderborn zu wohnen: Auf einer Singleparty 42-jährige lispelnde Kindergärtnerin mit leichtem Überbiss und starkem Übergewicht : Wo wohnst du? Ich : In Paderborn. 42-jährige : Ich bin sofort zurück, pudere mir nur kurz die Nase. Ich : Das sagen sie alle. Was es heute bedeutet, in Paderborn zu wohnen: Auf einer Singleparty 21-jähriges Model : Wo wohnst du? Ich : In Paderborn. 21-jähriges Model : Lass uns sofort zu dir nach Hause! 20-jähriges Model : Ich habe ihn zuerst gesehen! 19-jähriges Model : Ich bin bewaffnet, überlasst ihn mir! Mehrere sehr junge Models (darunter auch einige Zwillinge) im Chor : Chuck, nimm uns doch einfach alle mit! Polizistin : Ihr seid alle verhaftet! ( zu mir ) Hast du heute schon was vor? Ich :  Halleluja! Ich denke, diese alltägliche Situation aus meinem Leben illustriert auf recht anschauliche Weise, wie weitreichend die Folgen sind, die

Außenseiter

„Ich bin nicht tot, nach der Nachtschicht muss man mittags schlafen“, rufe ich und donnere von innen gegen den Sarg.                              Der Trauerchor wird lauter. Ich schaue an mir herunter und stelle fest, dass ich einen Schlafanzug trage. Um den Chor zu übertönen, verbrülle ich einen Großteil meines spärlichen Sauerstoffvorrats: „Einschusslöcher im Kopf, ein Schnitt durch die Kehle, Treckerreifenabdrücke auf dem Körper. Das sind Indizien für den Tod. Ein Schlafanzug ist ein Indiz für Schlaf! Das kann doch nicht so schwer sein.“                               Der Trauerchor wird lauter. Angesichts meiner etwas unerfreulichen Situation beschließe ich,  über mein Leben nachzudenken. Ich denke an unpopuläre Entscheidungen, denke daran, dass ich es genoss, ein Außenseiter zu sein. So ein richtiger Outlaw eben. Mit allem Drum und Dran: Pornos, Pizzaservice undundund. Na ja und wenn man so abschließend vor sich hindenkt, dann beginnt man eben auch zu zweifeln. Denn we

Schachmatt

Angetrieben von hochehrwürdigen Idealen, beseelt von euphorischer Erwartungsfreude und getragen von universitärem Fachwissen mache ich mich auf den Weg in die Klasse 5b des Ritalin-Gymnasiums in Engelskirchen.           „Guten Morgen liebe Klasse 5b.“ begrüße ich die Schüler. „Guten Morgen Herr Nunn, Sie Schwein“, antwortet die Klasse. Jetzt heißt es cool bleiben. Innerlich lasse ich sämtliche Pädagogik-Seminare meiner 12 Lehramtssemester Revue passieren und sage laut und deutlich: „In die Ecke! Alle! Sofort!“  Die Schüler stehen auf und begeben sich mit hängenden Köpfen in die hintere Ecke des Raums. Stolz begutachte ich meine erste pädagogische Maßnahme, bis ein dicker Junge fragt: „Und jetzt?“ „Ja“, denke ich, „diese Frage hatte sich förmlich aufgedrängt." „Jetzt schämt ihr euch erst mal“, sage ich, um Zeit zu gewinnen. Doch der Junge hakt nach: „Wofür sollen wir uns schämen?“ „Ihr habt mich im Chor als Schwein bezeichnet“, empöre ich mich. „Stimmt doch!“

Der Tod spielt mit - Eine WM-Parabel

Die Eröffnungsfeier "Wer jetzt nicht siegt, wird ewig warten", ruft ein eigens für den Mühle-Abend im Seniorenzentrum St. Nimmerlein eingeflogener Ex-Sportkommentator in sein Mikrofon und klopft sich innerlich für seinen schwarzen Humor auf die Schulter. Sofort verbreitet sich unter den anwesenden Greisen eine angespannte Alles-oder-nichts-Stimmung, die von einer hektischen Sinfonie aus klappernden Gebissen, knarzenden Gelenken und übersteuerten Hörgeräten untermalt wird. Parallel zu den eröffnenden Worten wuselt das Kompetenzteam "Pflegestufe 2" durch den Turnierraum und verrichtet die letzten Aufbauarbeiten. Der Anforderungskatalog der Heimleitung (keine Stehplätze,   Entfernung sämtlicher Zimmerpflanzen etc.) hat die fleißigen Helfer sichtlich an ihre Grenzen getrieben. Offiziellen Schätzungen der St. Nimmerleins-Stiftung zufolge ist es im Rahmen der Turniervorbereitung zu acht bedauerlichen Fällen von "kollateralem Ableben" gekommen, was jedoch ange