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Die Gewalt deeskaliert



Zum wiederholten Male wurden am Wochenende friedlich randalierende Fußballfans von Polizeibeamten willkürlich zur Rede gestellt. 

Was für 300 deutsche Fußballfans ein netter Wochenendausflug werden sollte, endete im Desaster. Mit lauter guten Vorsätzen und 1500 Liter Bier brach ein Grüppchen der beliebten „Insane Brainfuckers“ am Samstagmorgen zum Auswärtsspiel ihrer Lieblinge auf. Schon auf dem Weg zum Bahnhof bewiesen sie ihren Hang zu Friedfertigkeit und Nächstenliebe, als sie dem Kioskbesitzer Achim B. beinahe die Hälfte seiner Wocheneinnahmen und eine Kiste alkoholfreies Bier überließen. Auch, dass der selbstlose Versuch, der 92-jährigen Hilde G. durch sanftes Ziehen an ihrer Handtasche über die A1 zu helfen mit einigen kleineren Knochenbrüchen der Dame endete, muss wohl als übereifriges Samaritertum unserer jungen Freunde verbucht werden. 

Worte des Grauens
Wie aus heiterem Himmel kam es dann im Zugabteil der 1. Klasse zum Eklat. „Ich wollte gerade in Ruhe auf einen der rausgetretenen Sitze pinkeln“, gibt ein sichtlich geknickter Fan zu Protokoll, „als ich plötzlich von einem Polizeibeamten angesprochen wurde.“ Er habe vor Schreck beinahe seine Stahlkappenschuhe benässt, fügt er später unter Tränen hinzu. Doch damit nicht genug: Mehrere Augenzeugen berichten übereinstimmend, dass der Beamte auf einen eindeutig defensiven Superman-Punsh des verunsicherten Fans völlig unverhältnismäßig  verbal reagiert habe.  
Erst als alle 300 Fans sich mit Flaschen, Nothämmern und herausgerissenen Toilettendeckeln gegen die sogar zu zweit auftretenden Polizisten zur Wehr setzten, ließen die Beamten von ihren traumatisierten Opfern ab.   
          
Kein Einzelfall
Leider sind diese verstörenden Vorkommnisse kein Einzelfall. Beinahe jedes Wochenende werden die Grundrechte friedlicher Randalierer mit Füßen getreten. „Da wird erwachsenen Männern systematisch vorgeschrieben, ihre großen und kleinen Geschäfte in isolierten Kabinen zu verrichten, dabei war es im Mittelalter noch völlig normal, in Gemeinschaft überall hinzukacken“, sagt der Historiker Gotthilf K. von der Uni Gießen. Viele Eltern trauen sich mittlerweile gar nicht mehr, ihren Nachwuchs unbeaufsichtigt in Schlägereien zu schicken. Um die lieben Kleinen vor den skrupellosen Ermahnungen der „Gesetzeshüter“ zu schützen, haben die Eltern der „Insane Brainfuckers“ ihren Söhnen verboten, sich die Ohren zu waschen. „Ohrenschmalz ist nicht schön, aber es schwächt die Brutalität der Worte ein wenig ab“, rechtfertigt die Mutter des 32-jährigen Benno K. die unorthodoxe Erziehungsmethode.  

Unterschriften für ein sicheres Stadionerlebnis
Mit einer Obelix-Portion Idealismus und dem Mute der Verzweiflung ausgestattet haben sich nun einige ehemalige Opfer deeskalierender Polizeimaßnahmen zu der Initiative „Sicher aufs Maul“ zusammengeschlossen. Ziel sei es, möglichst viele Unterschriften gegen die ständige Polizeipräsenz bei Fußballspielen zu sammeln, so Marvin N., der Vorsitzende der Initiative. Auch den überwältigenden Erfolg der Aktion kann er plausibel erklären:  „Wer nicht unterschreibt, fängt sich eine, ganz einfach.“
Das sind diese kleinen Geschichten, die nur der Fußball schreibt und die uns hoffen lassen, dass  die nachfolgenden Generationen wieder in aller Ruhe pöbeln können.       


Kommentare

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